Die Kathedrale von Reims zählt von den Baumaßen her zu den größten Frankreichs.
Das Betrachten der Westfassade und der verschiedenen Details wird nie langweilig. Zudem erscheint die Fassade durch das wechselnde Sonnenlicht sowie die Wolkenart in immer wechselnden Farbtöne – von dunklem Granit bis hellem Kalkstein. Wunderschön.
Anmerkung: Kathedralen (und auch deutsche Dome) wurden, sofern baulich möglich, immer mit dem Chor nach Osten, nach Jerusalem hin, errichtet. Die Fassaden befinden sich in der Regel auf der Westseite. Als schöne Folge daraus beleuchtet die Sonne, die in Europa im Westen untergeht, die Glasfenster der Westfassade und auch den Stein wunderschön.
Viele Besucher und Touristen wissen nicht, dass die flachen Türme der Westfassade so nicht geplant waren. Ursprünglich sollten die Türme mit Spitzdächern aus Stein gekrönt werden.
Untere anderem der Geldmangel sowie der „Hundertjährige Krieg“ verhinderten ab dem
14. Jahrhundert diese letzte Bauphase.
Die Form der Steindächer haben wir nicht erfunden. Sie stammt von einem Modell der Kathedrale, das im Reimser Museum „Palais du Tau“ gezeigt wird.
Hier die Westfassade der Kathedrale von Reims in der Mittagssonne: hell, frisch und zeitlos-schön. Links die ursprünglich geplanten Spitzdächer aus Stein und rechts die aktuelle Optik (April 2019).
Anmerkung: Die Westfassade wurde in den letzten Jahren frisch restauriert. Aber an Netze gegen Tauben wurde natürlich nicht gedacht. Diese sitzen und nisten wie zuvor zwischen und hinter den schönen Figuren – und verteilen ihre säurigen Exkremente darauf. Ein Witz.
Hier die Kathedrale im Abendlicht (Juni 2019): dunkel, massiv, mit der scheinbaren Patina der erlebten Jahrhunderte (links mit den Turmdächern des Mittelalters).
Es gibt Abbildungen der Westfassade ab dem 16. Jahrhundert. Diese zeigen flache und künstlerisch geschmückte Dächer auf den beiden Türmen. Diese wirken im Vergleich zu den gotischen Entwürfen etwas provisorisch – sind aber allemal noch besser und schöner als der „Ruinen-Charakter“ der jetzigen Türme. Wir zeigen beide Varianten im Vergleich.
Vorab alle Motive mit seitlichen Blick auf die Türme zum besseren Vergleich nebeneinander angeordnet.
Hier der seitliche Blick auf den Nordturm der Kathedrale. Links der Anblick vom Juni 2019. Rechts die Simulation mit dem geplanten bzw. fehlenden Spitzdach. Der flache Turm ist rund 80 Meter hoch. Mit Spitzdach rund 121 Meter.
Anmerkung: Der Nordturm befindet sich optisch gesehen links an der Fassade, der Südturm sitzt rechts an der Fassade.
Hier der seitliche Blick auf den Südturm der Kathedrale. Links der Anblick vom Juni 2019. Rechts die Simulation mit dem geplanten bzw. fehlenden Spitzdach.
Und nun die entscheidende Frage: Welche Turmform sieht nun schöner aus? Das Bild der Reimser Kathedrale mit flachen Türmen wird seit Jahrzehnten als „normal“ empfunden.
Für uns ist ein Kirchturm ohne Spitze kein „richtiger“ oder sinnvoll Vollendeter. Es fehlt die Verbindung bzw. die „Antenne zu Gott“.