Wiederholt wurde der Nürnberger ´Rathaussaal´ über die Jahrhunderte ausgemalt – immer auch etwas im Stil und Geist der jeweiligen Zeit.
1989 und zuletzt 2014 stand die Möglichkeit im Raum, den ´Rathaussaal´ wieder mit Malerei zu versehen (siehe unsere anderen Motive zur Thematik).
Auf der Basis einer farbigen Ansichtskarte aus dem Jahre 1936 können wir im gleichen Blickwinkel die Ausmal-Variante von 2014, die Malerei-Entwürfe von Prechtl (1989) und die recherchierte Malerei von Dürer (1521) im Vergleich zeigen.
Diese Ansichtskarten-Panorama-Innenansicht aus dem Jahre 1936 ist die einzige farbige Abbildung des Saals bei Tageslicht – und vor der Zerstörung des Saals durch den ´Zweiten Weltkrieg´.
Es existieren Farbdias des Saals aus dem Jahre 1944. Diese „gespensterweißen“ Aufnahmen entstanden aber im abgedunkelten Saal und im Licht von Scheinwerfern – und sind daher für einen Vergleich bei Tageslicht nicht geeignet.
Das Motiv zeigt die Tageslicht-Optik des Nürnberger ´Rathaussaals des Jahres 1936 im Innern (Blick schräg nach Nordost). Der Saal wirkt komplett creme-grau-weiß bemalt. Hell, aber auch farbig und optisch etwas monoton.
Dieses Motiv zeigt die geplante Ausmal-Variante des Jahres 2014 (auf der Basis der 1936-er-Vorkriegs-Farbigkeit). Im Rahmen eines ´Bürgerentscheides´ wurde diese Variante von der Nürnberger Bevölkerung aber abgelehnt. Die Überblendung ´2014/2023´ vermittelt ein Gefühl für die tatsächliche farbliche Optik im Saal. Die creme-grau-weiße Farbigkeit von 1936 bekommt in Kontrast zum aktuellen Naturholz im Saal einen gewissen Rot-Stich.
Im Vergleich hierzu die Malerei-Entwürfe von Michael Mathias Prechtl aus dem Jahre 1989. Farbig lebendiger und von den Bildelementen abwechslungsreicher. Die Malerei kombiniert gut mit dem Holz im ´Rathaussaal`.
Die von uns recherchierte Optik des Saals nach den Entwürfen von Albrecht Dürer aus dem Jahre 1521. Ein sanfter Blau-Ton an den Wänden, dazu grün-florale Renaissance-Elemente. Bis 1613 befand sich im Saal eine hölzerne Empore für Musiker. Diese bauten wir ein. 1521 gab es keine Deckenleuchter im Saal – nur die dreiarmigen Kerzenhalter an den Wänden. Auch befanden sich 1521 (bis 1613) neun Querbalken im Saal.
Zum Abschluss der aktuelle Blick in den Nürnberger ´Rathaussaal`. Die weißen Wände können wir nicht schön finden – sie sind für uns vielmehr ein Ausdruck von geistiger, geschichtlicher und künstlerischer Armut.