Wir lüften eines der letzten Geheimnisse der „Zeppelintribüne“:
In den letzten Jahrzehnten gab es wiederholt falsche Informationen und unrichtige Annahmen zu dem geplanten Figurenschmuck im „Goldenen Saal“ (Arno Breker war als Künstler hier nie vorgesehen).
Auch ist vielen Besuchern des „Goldenen Saals“ nicht bewusst, dass für die vier Wandnischen Figuren vorgesehen waren.
Wir leisten unseren Beitrag zum Lichten dieses Nebels.
Aktualisierung vom 30. Oktober 2017:
Wir zeigen die beiden Raumpanoramen (siehe unten) mit allen vier geöffneten Toren – und blau einfallendem Licht – plus Schlagschatten auf dem Boden. Echtes Licht! Keine Bildmanipulation!
Einen solchen Blick in den „Goldenen Saal“ gab es bisher noch nie.
Im „Goldenen Saal“ des Mitteltraktes war zum „Reichsparteitag 1939“ das Aufstellen von vier vergoldeten (Bronze-)Plastiken bzw. Skulpturen von Kurt Schmid-Ehmen geplant.
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In einer Überblendung zeigen wir die Nischenfront des „Goldenen Saals“ (Stand: Juli 2017) mit den geplanten Figuren (Höhe und Breite, Form des Sockels). Die Schwarz-Weiß-Bildquelle mit diesen Informationen stammt aus dem Jahre 1936.
Neben den Figuren war das Aufstellen von „(Feuer-)“Schalen geplant. Offene Flammen sind wegen der Rußentwicklung im Saal wohl auszuschließen. Evtl. waren die Schalen nur optischer Zierrat – ohne jede Leuchtfunktion.
Hier ein Panorama mit den vier vergoldeten Bronze-Skulpturen.
Im ersten Bild (ganz oben) sind die Umrisse der geplanten Figuren zu erkennen. Auf Grund der individuellen Körperhaltungen glauben wir, die jeweils richtige Goldfigur zuordnen zu können (v. l. n. r.):
1. Der „Fackelträger“: Damaliger Name „Sieg“
2. Der „Schwerträger“: Damaliger Name „Kampf“
3. Die „Zweigträgerin“: Damaliger Name „Ehrung“
4. Die „Speerträgerin“: Damaliger Name „Glaube“
Die Figuren „Glaube“ und „Ehrung“ wurde seinerzeit (in verkleinertem Maßstab?) in Bronze gegossen. Die beiden männlichen existierten nur als Gipsmodelle – so unser aktueller Wissensstand. In den „Großen Deutschen Kunstausstellungen“ in München waren alle vier Figuren zu sehen – jeweils als Bronzeguss oder als Bronze-Attrappe (Gipsmodell mit Farbanstrich). Solche Fälle soll es auch gegeben haben.
Ein Panorama mit den vergrößerten Figuren (rund 2,9 m Höhe).
Uns liegt ein Foto vor, dass Kurt Schmid-Ehmen beim Modellieren der Figur „Ehrung“ (der Zweigträgerin; 2. v. r.) zeigt. Ausgehend von einer fiktiv geschätzten Körpergröße des Künstlers von 1,75 m, kommen wir bei dieser Figur dann auf eine Größe von rund 2,9 m.
Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass die Figuren im „Goldenen Saal“ diese Größe bekommen hätten. Unsere Basis-Datengrundlage stammt aus dem Jahre 1936. Die Figuren waren für den September 1939 vorgesehen. Es wäre mit das erste Mal gewesen, wenn sich an den ursprünglichen Planungen nichts mehr geändert hätte. Letztlich wurde alles einen Tick größer. Wir möchten diese Möglichkeit nicht unterschlagen. Der Platz in den Raumnischen hätte gereicht.
Raumpanorma in den „Goldenen Saal“ mit den vier Schmid-Ehmen-Figuren seitlich.
Alle vier Tore sind sind in unserer Bild-Fiktion geöffnet. Es fällt schönes blaues Licht in den Saal (Der Blauton ist wirkliches Licht. Per Foto festgehalten). Die Schlagschatten auf dem Boden verlaufen bis hin zur Querwand – und steigen daran in die Höhe (Auch dies ist ein realer Licht-Effekt).
Wir haben hier nichts hinein erfunden. Bei der Höhe der Figuren orientierten wir uns an dem Foto, das Kurt Schmid-Ehmen beim Modellieren der Figur „Ehrung“ (der Zweigträgerin; 2. v. r.) zeigt. Ausgehend von einer fiktiven Körpergröße des Künstlers von 1,75 m, kommen wir bei den geplanten Figuren dann auf eine Größe von rund 2,9 m.
Die Figuren (von rechts nach links): „Glaube“ ,“Ehrung“, „Kampf“ und „Sieg“.
Wir zeigen die vier Figurensockel weiß-transparent, da uns aktuell keine Informationen zur geplanten Steinsorte – und ob poliert oder natur gehalten – vorliegen.
Und hier der gleiche Blick in den „Goldenen Saal“ – nun mit geschlossenen Toren. Das kalte blaue Licht fehlt. Die Atmosphäre im Saal hat nun aber etwas von einem Mausoleum.
Unsere Größen-Informationen zum „Goldenen Saal“:
Länge: 36,38 m, Breite: 9,19 m, max. Deckenhöhe (Mosaik): ca. 8,46 m, max. Höhe der Steinwände (bis zur Lichtleiste): ca. 7,38 m.
Auf dieser Grundlage: Höhe der Leuchter: ca. 2,4 m, Höhe der Figurensockel ca. 1,97 m, Höhe der Figuren: ca. 2,90 m (Sie wurden mehrmals in der Literatur als „überlebensgroß“ beschrieben).
Das Raumpanorama von der anderen Blickachse aus. Die Figuren „Sieg“ und „Kampf“ können so näher betrachtet werden.
Auch hier der gleiche Blick in den Saal – nun mit geschlossenen Toren.
Offene Fragen:
Informationen zu der Farbigkeit der vier Figurensockeln fehlen uns leider aktuell (welche Steinsorte, welche Herkunftsregion, poliert oder matt). Deshalb zeigen wir die Sockel weiß-transparent.
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EINSCHUB (5. Oktober 2020):
Für den „Goldenen Saal“ war laut Quellenlage auch das Aufstellen der vergoldeten Skulptur „Sieg der Arbeit“ vorgesehen (zum „Reichsparteitag“ 1939). Der Platz hierfür ist historisch nicht gesichert. Aus uns Sicht ist optisch nur die Front zu den Eingangstoren denkbar.
Die Dopplung und optische Konkurrenz der Werke zweier Künstler auf engem Raum halten wir nicht für wahrscheinlich. Beide Künstler hätten sich wohl dagegen gewehrt.
Letztlich gehen wir davon aus, dass die Figur von Joseph Thorak einen anderen Platz gefunden hätte.
Hier der Blick auf die Front mit den Eingangstoren. Die vergoldete Figur von Thorak hat in etwa die Größe der Skulpuren von Schmid-Ehmen.